Hans Tutschku

22. Tage Neuer Musik in Weimar (29. 10. – 1. 11. 2009)

Bauhaus-Impulse: Von Lászlo Moholy-Nagy zu John Cage

Im Zentrum der 22. Tage Neuer Musik in Weimar (29.10. bis 01.11.2009) stehen anlässlich des Jubiläums “90 Jahre Bauhaus Weimar” die Visionen des Bauhausmeisters Lászlo Moholy-Nagy, der bereits Mitte der 20er-Jahre eine Synthese von Form, Bewegung, Ton, Licht und Farbe anstrebte. Er suchte verbindende Kettenglieder zwischen diesen Elementen, um aus ihrer Wechselwirkung etwas Neues entstehen zu lassen.
Es dĂĽrfte kein Zufall sein, dass Moholy-Nagy den Schönberg-SchĂĽler John Cage 1941 zu einem Kurs in experimenteller Musik in die „School of Design“ in Chicago einlud. In dieser dem Geist des Bauhauses verpflichteten Institution referierte Cage ĂĽber „Erkundung und Gebrauch neuer Klangmaterialien“ und fĂĽhrte nicht zu ĂĽberhörende Gruppenimprovisationen durch.
Als Cage 1948 am Black Mountain College (BMC) in North Carolina einen Lehrauftrag ĂĽbernahm, empfing er entscheidende Impulse von Josef Albers, der 1920 ans Bauhaus Weimar kam, 1925 zum Meisterkollegium in Dessau gehörte, ab 1930 stellvertretender Direktor des Bauhauses in Berlin war und nach seiner Emigration in die USA von 1933 bis 1949 zu den prägenden Gestalten des BMC gehörte. DarĂĽber hinaus stieĂź er hier auf EinflĂĽsse des Bauhäuslers Xanti Schawinsky, der an der BĂĽhnenklasse bereits 1937/38 unter dem Titel „Spectodrama“ eine neue Theaterkonzeption entwickelt hatte, in der Grundphänomene wie Form, Farbe, Klang, Sprache, Musik, Zeit, Raum und Illusion untersucht wurden. So mag es nur als logische Konsequenz erscheinen, dass Cage auf dem fruchtbaren Boden des Black Mountain College 1952 sein erstes Happening realisierte!
Der Komponist Stefan Wolpe, der in Weimar die Kurse von Johannes Itten, Paul Klee und Lászlo Moholy-Nagy besucht hatte, wirkte von 1952-1956 ebenfalls als Musiklehrer am Black Mountain College. Ihn beeindruckten die Visionen Moholy-Nagys, der sich um eine kĂĽnstlerische Nutzung der neuen technischen Medien bemĂĽhte und 1923 einen Artikel ĂĽber die „neuen Möglichkeiten des Grammophons“ veröffentlicht hatte. Auf dem Programm der „Bauhaus-Impulse“ stehen sechs Konzerte sowie drei Installationen von Erwin Stache, die Musikmaschinentheater der besonderen Art liefern.

Michel von Hintzenstern

 

Donnerstag, 29. Oktober, 20.00 Uhr, Jugendzentrum „mon ami“
ERĂ–FFNUNGSKONZERT
“Drahtig, elektrisch, abgefahren”
Erwin Stache und Gruppe Atonor (Leipzig). Im Anschluß (ca. 21.30 Uhr): Klangprozession in die Kaufstrasse 9/11 zur Eröffnung der Klanginstallationen von Erwin Stache.

Erwin Stache, Klangobjekte
Gruppe Atonor (Leipzig)

 

Freitag, 30. Oktober, 19.00 Uhr, Jugendzentrum „mon ami“
Von Bach bis Bauhaus und danach

Werke von Bach, Busoni, Hindemith, Stefan Wolpe, Gunther Schuller und anderen
Veronika Jochum von Moltke (Boston), Klavier

 

Freitag, 30. Oktober, 21.00 Uhr, Jugendzentrum „mon ami“

200 Anschläge pro Sekunde

Phonola-Konzert mit Wolfgang Heisig
Werke von Conlon Nancarrow, George Antheil, Steffen Schleiermacher, Wolfgang Heisig, Frank Zappa

 

Samstag, 31. Oktober, 19.30 Uhr, Jugendzentrum „mon ami“
Hans Tutschku: POLYVISION (2009)
fĂĽr Ausdruckstanz, multimediale Projektion und Ensemble
Hans-Georg Lenhart (Berlin), Tanz

Ensemble fĂĽr Intuitive Musik Weimar

Samstag, 31. Oktober, 21.00 Uhr, Jugendzentrum „mon ami“

Internationale Tendenzen elektroakustischer Musik

Dominique Thibault – L’instant en vain (2008) – 8:24 min
Annette Vande Gorne – combattimento de Yawar Fiesta – 10:00 min
Manuella Blackburn – Vista Points – 10:00 min
Adam Basanta – a glass is not a glass – 7:00 min
Edith Alonso – La jarre mystĂ©rieuse – 9:00 min
Hans Tutschku – monochord – 12:15 min

Klangregie: Hans Tutschku

 

Sonntag, 1. November, 20 Uhr, Jugendzentrum „mon ami“
Bauhaus und Black-Mountain College

Werke von Stefan Wolpe, John Cage und anderen

Ensemble >gelberklang<

Helios-Streichquartett (Stuttgart)

Installationen von Erwin Stache zum Bauhausjahr: “83,7 Kilo Ohm – Interaktive Klanginsel”, 

Goetheplatz, 24.10. bis 1.11.09 “Kuckucksuhrenorchester” & “Waschmaschinenprogrammscheibenorchester”,
Kaufstrasse 9/11, 30.10. bis 15.11., Mi bis So, 17 bis 19 Uhr.

Konzertort:

Jugendzentrum „mon ami“
Weimar, Goetheplatz (neben dem Kasseturm)

Veranstalter:
Klang Projekte Weimar e.V.
99423 Weimar
P.-Schneider-Str. 26
Tel./Fax: 03643/ 5 34 20

 

Ehrenpatrone: Karlheinz Stockhausen (Köln), Francis Dhomont (Paris) und Henry Pousseur (Brüssel)

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